Vielen ist der Titel sicherlich noch bekannt, denn 2006 bis 2008 lief in der ARD „Türkisch für Anfänger“ erfolgreich als Vorabendserie. Nach drei Staffeln (52 Folgen) kam wegen einer Umstrukturierung des Sendeplatzes das Aus für die Serie. Für die enttäuschten, zahlreichen Fans der Serie wurde die Botschaft hinterlassen, dass jedoch ein Kinofilm geplant sei.
Nun – 2012 – ist er endlich da und wird ab 15. März in Deutschland in vielen Kinos zu sehen sein.
Palmen, Sonne, Meer und mittendrin: die chaotischen Familien Schneider und Öztürk. Gewohnt turbulent stellen sie in kürzester Zeit das Paradies auf den Kopf und lassen dabei kaum ein Fettnäpfchen aus.
Mit seinem unnachahmlichen Gespür für pointierte Dialoge und abgedrehte Charaktere inszenierte Autor und Regisseur Bora Dagtekin „Türkisch für Anfänger“ als bissige Komödie für die Kinoleinwand ganz neu und mit ungesehenen Twists. Die Publikumslieblinge aus der Serie treffen in bekannter Besetzung aufeinander: Josefine Preuß als sensibles Scheidungskind mit großer Klappe, Elyas M’Barek als Romantiker mit Macho-Fassade, Anna Stieblich als antiautoritäre Psychotherapeutin und Adnan Maral als türkischer Softie.
Über den Filmemacher Bora Dagtekin
Bora Dagtekin, geboren 1978 in Hannover als Sohn einer deutschen Mutter und einem türkischen Vater, studierte Drehbuch an der Filmakademie Ludwigsburg und schloss 2006 mit einer Action-Version von Friedrich Schillers DIE RÄUBER ab. 2006 kam auch seine erste Komödie WO IST FRED? mit Til Schweiger und Jürgen Vogel in den Hauptrollen ins Kino. Im gleichen Jahr strahlte die ARD seine preisgekrönte Multikulti-Serie TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER erstmals aus. Mit der frechen Serie um eine türkisch-deutsche Patchworkfamilie wurde er international bekannt und mit zwei Nymphen auf dem TV Festival Monaco, dem BANFF Award in Kanada, dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. 2007 schrieb Bora Dagtekin den Piloten für DOCTOR’S DIARY. Die RTL-Serie lief drei Staffeln lang und wurde 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Der Autor wurde für die Arztserie mit Diana Amft und Florian David Fitz in den Hauptrollen erneut mit dem Grimme-Preis, dem Fernsehpreis, sowie mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Der Autor und Regisseur Bora Dagtekin im Interview über seinen neuen Kinofilm …
Wie wurde aus dem Drehbuchautor von der TV-Serie TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER der Regiedebütant vom Kinofilm TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER?
„Ich dachte mir, ich probiere es besser jetzt aus, solange ich noch eine leichte Nachwuchstendenz im Profil habe. Und TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER hat sich optimal angeboten, weil es noch nie eine deutsche Fernsehserie gab, die ins Kino gebracht wurde – wir das aber seit Staffel 2 vorhatten. Außerdem wussten natürlich alle, dass ich die Figuren gut kenne und es deshalb vielleicht nicht so wahnsinnig vermasseln werde.“ (lacht).
Was hat Sie bei der Regie-Arbeit am meisten überrascht?
„Der Zeitdruck – dass man immer den Spagat finden muss, zwischen kreativer Arbeit und finanziellem Druck. Wenn in 20 Minuten etwas nicht klappt, dann kann ich das jetzt noch eine Stunde länger versuchen, aber dann fällt etwas anderes raus. Also, dass man ständig Entscheidungen treffen muss. Und genau das war auch das Aufregende an dem Job.
Warum haben Sie sich für die Adaption von der TV-Serie TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER entschieden?
„Ich habe seit der ersten Staffel gesagt, wenn man amerikanischer denken würde, würde man überlegen, ob man die Serie ins Kino bringt. Denn die Figuren funktionieren gut im Kinokomödienbereich, gerade wenn man an amerikanische Screwball oder Family Comedies denkt. TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER ist laut und schnell, aber es wird auch mal romantisch. Der Reboot ist eine typisch internationale Art der Adaption, Stichwort Spiderman, Sherlock Holmes, Superman und Tron. Wir sind stolz, dass wir die ersten sind, die das in Deutschland gemacht haben. Es ist der beste Weg, um niemanden auszuschließen von der Marke, wie das bei einer reinen Fortsetzung der Fall gewesen wäre. Die Hardcore Fans der Serie bekommen zusätzlich neue Twists und Geheimnisse, die sie noch nicht kannten.“
Was macht Ihres Erachtens den großen Erfolg der TV-Serie aus?
„Wir haben bemerkt, dass kleine Jungs abgehen, weil sie „Costa“ und „Cem“ witzig und Mütter „Doris“ cool finden. Türkische Mädchen finden „Yagmur“ spannend, weil sie mal nicht so eine Betroffenheitsfigur ist. Ich glaube, dass viele Ausländer wenige Identifikationsfiguren im Komödienbereich haben. Es geht oft in Richtung Melodram und da schwebt immer das Damoklesschwert der Integration über allem und niemand traut sich, mal so richtig witzig zu sein. TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER ist das aber – und ich glaube, dass die Marke das für einen Kinofilm prädestiniert. Und natürlich ist die Cem/Lena Lovestory ein USP, der die Serie extrem angetrieben hat. Es ist diese Mischung aus politisch unkorrektem Family Entertainment und Teenage-Comedy, die TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER ausmacht.“
Die Serie wurde besonders aufgrund der integrativen Wirkung gelobt…
„Aber die Serie wurde nie gemacht um etwas zu bewirken oder Leute zu belehren. Ich glaube, das ist das Geheimnis. Die Leute finden es witzig. Wir haben viele Reaktion von Leuten in Misch-Ehen oder Misch-Beziehungen erhalten. Die finden es cool, weil die Integrationssache eben gar nicht so thematisiert wird. Es ist angenehm, dieses Thema mit einem Augenzwinkern zu betrachten und darüber lachen zu können, aber in erster Linie Familienabenteuer zu erzählen.
Was waren die Gründe, den Kinofilm „Türkisch für Anfänger“ hauptsächlich auf einer Insel in den Andamen spielen zu lassen?
„Wir haben in Thailand gedreht, der Spielort ist aber der Indische Ozean, genauer gesagt, die Andamanen. Das ist eine Inselgruppe im Golf von Bengalen, ca. 800 km westlich von Thailand. Dort leben tatsächlich noch einige der wenigen Naturvölker vom Stamm der Adivasi, die keinen Kontakt zur Außenwelt haben.
…Vom Gefühl ist es das größte Setting, das es gibt, ähnlich wie der Weltraum. Es war die beste Idee aus einem kleinen Fernsehstoff etwas Großes zu machen. So, dass es auch Sinn macht, es ins Kino zu bringen: Größere Bilder, eine größere Geschichte.
…Das Essen mochte ich nicht so gerne, aber sonst war es cool. Ich finde jedes fremde Land interessant. Die Thai-Crew war super. Wir hatten zum Beispiel den Stuntman von Angelina Jolie. Überhaupt arbeiten die Thailänder relativ viel mit Hollywood-Produktionen.“
Ein paar Worte zum Regiedebüt…
„Normalerweise wählst du für dein Debüt ein Kammerspiel: eine Wohnung, drei Menschen, vielleicht noch ein Verbrechen und dann ist das Maß an Aufregungen auch voll. In Thailand hatten wir täglich Stunts, Action, Sonne, Meer und viele Kostümwechsel.“
und…
„dass es so langsam vorwärts geht. Wenn man schreibt, kann man das Tempo selber bestimmen und ist nicht davon abhängig, dass andere den Computer einschalten und für dich Buchstaben oder Return drücken. Und ich neige dazu, selber schnell etwas einzutippen.“
Kurzinfos zum Film
Lena Schneider (JOSEFINE PREUSS) hat es nicht leicht. Vom Leben frustriert und einer antiautoritären Erziehung „traumatisiert“ wird sie von ihrer Mutter Doris (ANNA STIEBLICH), Psychotherapeutin und Berufsjugendliche, zu einem Urlaubstripp nach Südostasien verdonnert. Bereits im Flugzeug werden Lenas schlimmste Befürchtungen wahr, als sie neben dem wandelnden Testosteronpaket Cem Öztürk (ELYAS M’BAREK) sitzen muss. Deutsche Emanzipation trifft auf türkischen Machismo. Die Katastrophe ist perfekt, als die Boeing notwassern muss und Lena sich plötzlich mit Cem, seiner streng religiösen Schwester Yagmur (PEGAH FERYDONI) und dem stotternden Griechen Costa (ARNEL TACI) auf einer einsamen Insel wiederfindet. Während die Jugendlichen den Schlagabtausch im unberührten Paradies eröffnen, trifft Doris in einer Hotelanlage auf den konventionell-bürgerlichen Vater Metin Öztürk (ADNAN MARAL), ebenfalls auf der Suche nach seinen Kindern…
Der Kinofilm TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER wurde von der Rat Pack Filmproduktion produziert in Co-Produktion mit Constantin Film, ARD Degeto, BR, WDR, NDR, Panda Plus und Bluverde F.V.T. Das Projekt wurde vom FilmFernsehFonds Bayern, der Filmförderungsanstalt und dem Deutschen FilmFörderFonds gefördert.
Website zum Film
http://www.tfa-film.de
Das Magazin LINEA FUTURA ist ab sofort für das iPad als Gratis-App erhältlich.
Comments are closed.