Was wir schon lange wissen wollten und sollten
Das Thema Energie ist in aller Munde – und das ganz abgesehen von der anhaltenden Diskussion bezüglich der längeren AKW-Laufzeiten und erneut steigenden Strompreisen. Umso interessanter sind die Aspekte, die mit Energiesparen zusammenhängen. Im konkreten Fall geht es um ein von der Europäischen Union verordnetes Sparen. Mit dem 1. September 2010 ist die zweite Stufe des Glühlampenausstiegs in Kraft getreten. Das heißt, es dürfen keine Glühlampen mehr verkauft werden, die stärker als 60 Watt sind. Bereits seit Jahren werden Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren – sogenannte Gasentladungslampen – eingesetzt, um Strom zu sparen. Rund 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland nutzen inzwischen Energiesparlampen.
Expertin auf dem Gebiet, die hierzu auch ein ausführliches Hintergrundpapier erarbeitet hat, ist Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe in Berlin. Im Gespräch mit LINEA FUTURA-Redakteur Raimund Bacher hat sie die Gesetzesänderungen nochmals erläutert und auch Stellung bezogen zu den Vorteilen der Energiesparlampen.
Frau Elander, was hat sich am 1. September 2010 wirklich geändert? Was muss man sich unter der Zündung der zweiten Stufe des Glühlampenausstiegs vorstellen?
Es haben sich zwei Sachen geändert. Zum einen können wir seit dem 1. September keine Glühlampen mit mehr als 60 Watt kaufen. Zum anderen sind die Hersteller seit 1. September 2010 verpflichtet, die Energiesparlampen besser zu kennzeichnen. Bislang gab es einige Hinweise auf der Verpackung. Zum Beispiel zur Lebensdauer, nicht aber zum Quecksilbergehalt in der Lampe oder dazu, wie schnell die Energiesparlampe richtig hell wird. Das ist aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe eine erhebliche Verbesserung für die Verbraucher. Für die wird es durch diese Neuregelung erheblich leichter sein zu sehen, welche Lampe man wählen sollte und welche Lampe tatsächlich eine gute Energiesparlampe ist.
Und wie weiß ich jetzt, welche Lampe für mich gut ist? Worauf sollte ich beim Einkauf achten?
Wenn Sie eine Energiesparlampe dort einsetzen möchten, wo sie keinen Dimmschalter haben, dann müssen sie natürlich auch nicht darauf achten, dass die Lampe dimmbar ist. Wichtig für den Verbraucher ist normalerweise, dass die Energiesparlampe schnell hell wird; die sogenannte Anlaufzeit bis die Energiesparlampe 60% der Lichtleistung erreicht hat. Diese sollte natürlich so niedrig wie möglich sein. Das ist zum Beispiel wichtig, wenn sie im Keller eine Energiesparlampe haben. Sie gehen nur kurz mal hinunter und schon wird sie wieder abgeschaltet. Von daher sollte sie möglichst schnell hell werden.
„Hersteller sind seit September 2010 verpflichtet, die Energiesparlampen besser zu kennzeichnen. Durch diese Neuregelung ist es erheblich leichter zu sehen, welche Lampe die passende und eine tatsächlich gute ist.“
Und diese Anlaufzeit ist inzwischen außen vermerkt?
Ja, sie steht jetzt auf der Verpackung. Genauso wie die Anzahl an Schaltzyklen, die die Lampe aushalten soll; sprich wie oft man die Lampe einschalten kann.
Sind die dann auch automatisch gleich teurer?
Nein, jedoch kann man generell sagen, dass gute Energiesparlampen etwas mehr kosten als nicht ganz so gute. Das hängt mit den Bauteilen zusammen. Die sind bei den etwas teureren Lampen von höherer Qualität. Der Tipp für den Verbraucher ist hier, auf die Lebensdauer zu achten. Da empfehlen wir keine Energiesparlampe zu kaufen, die weniger als 10.000 Stunden Lebensdauer hat. Das ist ein Richtwert, wo sich gute von schlechten abgrenzen.
Bis 2012 sollen die Glühbirnen ja komplett vom Markt verschwinden. Ein Kritikpunkt der aber immer wieder angeführt wird ist das Quecksilber, das in den Energiesparlampen zum Einsatz kommt. Wie nehmen Sie den Kritikern hier den Wind aus den Segeln?
Also zum einen ist es so, dass Quecksilber ein sehr giftiges Metall ist. Und wir müssen zusehen, dass das giftige Quecksilber nicht einfach in die Umwelt gelangt. Es ist aber auch so, dass Glühlampen Quecksilberemissionen verursachen, obwohl eine Glühlampe an sich kein Quecksilber enthält. Allerdings wird bei der Stromproduktion Quecksilber freigesetzt. Besonders, wenn man wie in Deutschland, im Energiemix einen hohen Anteil an Kohlekraftwerken hat. Es ist das, was man normalerweise das Quecksilber-Paradoxum nennt. Es besagt, dass eine Glühlampe ohne Quecksilber letztlich durch den erhöhten Energiebedarf mehr Quecksilberemissionen verursacht, als eine Energiesparlampe, die geringe Mengen an Quecksilber enthält.
Stichwort sparen. Wieviel kann ich denn durch Energiesparlampen einsparen?
Eine Energiesparlampe arbeitet viel effizienter als eine Glühlampe. Wenn sie das umrechnen, dann kann eine vierköpfige Familie durch den kompletten Austausch von Glühlampen durch Energiesparlampen im Haushalt jährlich um die 80 Euro an Stromkosten sparen.
Was definitiv nicht zu verachten ist. Aber wie sieht es aus, wenn wir das etwas größer – sprich europaweit – sehen?
Die EU-Kommission schätzt, dass man bis 2020 durch den Umstieg auf Energiesparlampen etwa 39 Terrawattstunden
Strom einsparen kann. Das entspricht grob der Leistung von vier großen Atomkraftwerken.
Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die Entsorgung von Energiesparlampen. Schließlich gilt von Gesetzes-Seite aus, sie müssen gesammelt und umweltgerecht entsorgt werden. Wird die Pflicht auch ernst genommen?
Ja und Nein. Im Moment haben wir in Deutschland relativ niedrige Sammelquoten bei Energiesparlampen. Das heißt, dass zahlreiche quecksilberhaltige Energiesparlampen nicht umweltgerecht entsorgt werden. Wo kann ich die Energiesparlampen richtig abgeben? Sie können die Energiesparlampen bei den kommunalen Sammelstellen abgeben. Davon gibt es in einigen Kommunen sehr wenige. In der Millionenstadt Köln gibt es beispielsweise nur zwei stationäre Sammelmöglichkeiten. Also nur zwei Wertstoffhöfe, bei denen Energiesparlampen abgegeben werden können. Das ist eindeutig zu wenig.
Und wie sieht es im Einzelhandel aus?
Im Einzelhandel gibt es manchmal die Möglichkeit Energiesparlampen zurückzugeben. Faktisch ist es so: Die Kommunen sind zur Rücknahme verpfl ichtet. Bei den Händlern läuft es auf freiwilliger Basis.
Noch eine abschließende Frage aus der Praxis. Was mache ich, wenn mir eine Energiesparlampe runterfällt?
Der erste Schritt ist Lüften, denn es entweichen giftige Quecksilberdämpfe. Anschließend sollten die übrigen Teile vorsichtig aufgenommen werden, am besten mit einem Blatt Papier das darunter geschoben wird. Dann die Teile der Lampe vorsichtig aufnehmen, möglichst nicht viel herumrühren und anschließend alles gut säubern. Auf gar keinen Fall sollte jedoch ein Staubsauger verwendet werden, denn der bläst nicht nur den Quecksilberdampf durch die ganze Wohnung, sondern im Filter bleiben auch noch giftige Reste, die dann immer wieder beim Saugen umhergepustet werden.
Weitere Infos:
http://www.duh.de/uploads/media/100827_Hintergrundpapier_Gasentladungslampen.pdf
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